Episode 36 - 29. September des 3. Jahres


Weißer Zwerg


      

Heute durchläuft unsere Sonne einen dramatischen Strukturwechsel, der ihr Ende besiegelt.

Der Kern der Sonne, der inzwischen aus Kohlenstoff und Sauerstoff besteht, verdichtet sich immer weiter. Man geht davon aus, dass wiederum eine instabile Situation entsteht. Sie entlädt sich diesmal nicht nur in einer einzigen sondern vermutlich in vier aufeinanderfolgenden gewaltigen Explosionen in der Heliumschale. Legen wir die erste wieder im Rahmen unseres Modells auf 12:00 Uhr, dann folgen 3 weitere im Abstand von je 10 Minuten, d. h. 12:10, 12:20 und 12:30 Uhr.

Jede Explosion folgt dem gleichen Schema. In der ersten Sekunde, also bis 12:00:01 Uhr sinkt die Leuchtkraft zunächst dramatisch ab, da durch die Expansion die Kernfusion in der Wasserstoffschale völlig zum Erliegen kommt. Nach einer weiteren Sekunde, also 12:00:02 Uhr erreicht aber diesmal die Energie der Explosion die Sonnenoberfläche, anders als beim ersten Helium-Blitz. Für etwa eine Minute, also bis 12:01 Uhr bläht sich die Sonne auf den 200fachen Durchmesser auf und leuchtet 5000mal heller als heute. Heller und größer als in dieser Phase war die Sonne nie und wird sie auch nie wieder sein.

In den letzten 2 Tagen hat auch der Sonnenwind wieder dramatisch zugenommen. Dadurch gibt die Sonne fast die Hälfte ihrer Masse in den Weltraum ab. 10 Minuten nach dem letzten Heliumschalen-Blitz, also 12:40 Uhr, hat sie schließlich ihre gesamten äußeren Bereiche einschließlich der Wasserstoff- und Heliumschale in den Weltraum geblasen, so dass nun der extrem heiße ursprüngliche Kern der Sonne frei liegt. Die Sonne ist damit auf den vergleichsweise winzigen Durchmesser von nur noch 10.000 Kilometern geschrumpft, d. h. sie ist nur noch so groß wie die Erde, jedoch mehr als 100.000 mal schwerer. Ein Kubikzentimeter dieser uns völlig fremden Materieform wiegt eine Tonne. Und ihre Oberfläche hat die immense Temperatur von 120.000 Grad. Die Leuchtkraft beträgt das 3500fache der heutigen. Bei diesen Temperaturen strahlt die Sonne überwiegend eine extrem lebensfeindliche Ultraviolettstrahlung ab. Die Sonne ist zum Weißen Zwerg geworden.

In diesem Moment bietet die Umgebung der Sonne den spektakulären Anblick eines so genannten Planetarischen Nebels. Da die Geschwindigkeit des Sonnenwindes, mit dem die Sonne ihr Material in den Weltraum geblasen hat, ständig zugenommen hat, holen die später entwichenen Gase die früheren ein, und es bildet sich eine Kugelschale mit einem Durchmesser von etwa einem Lichtjahr mit der Sonne im Mittelpunkt. Die extreme ultraviolette Strahlung der Sonne bringt nun diese Gaswolke zum Leuchten. Diese Erscheinung dauert nur etwa eine Minute an, also bis 12:41 Uhr.


Planetarischer Nebel im Sternbild Leier.

Die Kernfusion ist erloschen, und das, was von der Sonne noch übrig ist, kühlt nun ab. Durch ihr enormes Reservoir von Wärmeenergie leuchtet sie im Rahmen unseres Modells noch viele Jahre, wenn auch deutlich schwächer als heute.

Das, was von der Erde noch übrig ist, erkaltet zu einer eisigen Wüste ohne Atmosphäre. Der Himmel bleibt auch tagsüber schwarz, und die Sonne erscheint zunächst als winziger aber gleißend heller Punkt am Himmel. Im Laufe der Jahre wandelt sich die Sonne vom Weißen Zwerg zum Schwarzen Zwerg und verlischt schließlich für immer.

      


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Letzte Änderung 05.10.2005