Unser Sehen - Täuschung und Wahrheit


Vortragsüberblick


 

Optische Täuschungen gehören zu den interessantesten Aspekten der Sehforschung und können auch Laien etwas von der Faszination dieses Arbeitsgebietes vermitteln. Eine optische Täuschung liegt vor, wenn etwas - zumindest auf den ersten Blick - anders aussieht, als es tatsächlich ist. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um eine Fehlanlage des Sehsystems. Vielmehr hat die Evolution unseren Wahrnehmungsapparat für typische Sehaufgaben optimiert, so dass in atypischen Sehsituation Täuschungen auftreten können. Umgekehrt kann man aus Wahrnehmungstäuschungen auf neuronale Mechanismen der Wahrnehmung zurückschließen.

Im Rahmen des Vortrages werden optische Täuschungen demonstriert, mögliche Erklärungen präsentiert und einige Beispiele aus den darstellenden Künsten vorgestellt. Eine Reihe von Effekten finden sich auch auf den WWW-Seiten des Vortragenden.

Der Vortragende ist Leiter des Elektrophysiologischen Labors der Univ.-Augenklinik Freiburg.


Details für die Neugierigen:

Optische Täuschungen sind keineswegs alle erklärt und entziehen sich gerne einer Systematisierung. Der Vortragende wird sich im wesentlichen an den Basisdimensionen des Sehens (Helligkeit, Ortsfrequenz in Betrag und Richtung, Bewegung, Stereodisparität und Farbe) orientieren und folgende Phänomene vorstellen: Bei Helligkeitstäuschungen (Hermann-Gitter, induziertes Gitter, Craik-O'Brien-Cornsweet-Täuschung, Kontrast-Kontrast, Ehrenstein-Gitter, Adelson-3D-Plaids und Whitesche Täuschung) lässt sich der Entstehungsort auf dem Weg vom Auge zum Cortex ungefähr angeben. Starke neue Varianten von Akiyoshi Kitaoka erweitern die bekannten Winkeltäuschungen (Hering, Zöllner, Poggendorff, Frazer sowie Caféwall), doch sind die Mechanismen weitgehend unklar. Beim Schließen vom 2-dimensionalen Netzhautbild auf das 3-dimensionale Sehobjekt entstehen viele Größentäuschungen (Ponzo, Mond, Müller-Lyer etc.), alle unmöglichen Bilder (Penrose & Penrose) und viele mehrwertige Figuren (Necker-Würfel, Schröder-Treppe, Hohlmasken). Bewegungstäuschungen entstehen beim Menschen erst im Cortex und reichen von retinotopen Adaptationen (Wasserfallnachwirkung) über generalisierende Bewegungsdetektoren (Speichentäuschung nach Anstis-Rogers) bis zur geschlechtsspezifischen biologischen Bewegung.





Letzte Änderung 16.09.2002 Zurück zum wissengschaftlichen Salon