Naturphilosophisches


Zur Händigkeit des Kosmos


Um was geht es?

  

Schauen wir in einen Spiegel, so sehen wir eine spiegelverkehrte Welt. Sie unterscheidet sich von der wirklichen durch ihre Händigkeit so wie ein linker von einem rechten Handschuh. Offenbar ist die Welt so wie wir sie sehen und nicht wie ihr Spiegelbild. Diese scheinbar so triviale Aussage möchte ich nun ein wenig erschüttern.


Der Grundgedanke

  

Was würden wir den sehen, wenn wir den Kosmos im Rahmen eines Gedankenexperimentes in sein Spiegelbild verwandeln würden? Dazu gehen wir in 2 Schritten vor. Wir spiegeln zunächst alles bis auf den Betrachter. Dieser sieht anschließend eine offensichtlich gespiegelte Welt. Spiegeln wir auch noch den Betrachter, so sieht dieser die Welt wieder wie zuvor (hier die Diskussion eines Einwands). Eine Spiegelung des gesamten Kosmos wäre also gar nicht wahrnehmbar! D. h. wir können gar nicht wissen, wie die Welt "wirklich" orientiert ist! Für Physiker: Ein Betrachter, der die Spiegelung wahrnehmen könnte und damit auf sie reagieren würde, wäre eine Paritätsverletzung.


Das Problem

  

Man könnte nun fragen, in welchem Verhältnis denn dann die Händigkeiten der Welt und der Dinge in ihr, wie sie in unserem Bewußtsein repräsentiert sind, zu den realen Händigkeiten stehen? Ist es dem Zufall überlassen, ob sie gleich oder entgegengesetzt sind? Für Physiker: Ist die Händigkeit der Welt in unserem Bewußtsein eine Folge spontaner Symmetriebrechung während unserer Kindheitsentwickung?

Oder ist unsere Wahrnehmung einer absoluten Händigkeit der Dinge nur eine Illusion? Nehmen wir vielleicht nur relative Händigkeiten wahr? D. h. können wir vielleicht rechte und linke Handschuhe lediglich unterscheiden aber nicht in einer bestimmten absoluten Orientierung im Raum wahrnehmen? Das ist wohl die Antwort. Betrachtet man die materiellen Basis des Gehirns, so findet man im Wesentlichen ein hochkomplexes neuronales Netz. In einem solchen ist tatsächlich eine Repräsentation von Dingen in einer absoluten Händigkeit nicht möglich, denn seine Funktionalität ist vollständig durch eine 2-dimensionale Tabelle der Synapsenparameter definiert. D. h. das Netz verhält sich identisch wie sein Spiegelbild.





Letzte Änderung 18.08..2008