Zur Händigkeit des Kosmos


Diskussion von Einwänden


Spiegelung des Bewusstseins?

  

Kehrt sich beim Spiegeln des Betrachters tatsächlich auch dessen visuelles Bild von der Welt in sein Spiegelbild? Das Problem bei dieser Frage besteht darin, dass Spiegeln eine unstetige Prozedur ist, so dass der Bewusstseinsinhalt des Betrachters mit dem seines Spiegelbildes nicht ohne weiteres verglichen werden kann.


Entgegnung

  

Das wäre anders, wenn es eine zumindest theoretisch denkbare Spiegelungsprozedur gäbe, die kontinuierlich ausgeführt werden könnte, derart dass der Betroffene das Spiegeln in jedem Zwischenzustand bei intaktem Bewusstsein verfolgen könnte. Eine solche Prozedur möchte ich im Folgenden angeben, wenn auch nicht unbedingt zur Nachahmung empfehlen.

Zunächst vertauschen wir die Sinneszellen auf der Netzhaut des linken Auges mit den spiegelbildlich dazu liegenden des rechten Auges. Dabei vertauschen wir nacheinander jedes einzelne Paar und zwar zeilenweise wie bei einem Videobild und schleifen die Nervenverbindungen ins Gehirn natürlich stets mit. Der Beobachter erlebt dabei zweifellos, wie sich die Welt zeilenweise in ihr Spiegelbild verwandelt. Anschließend vertauschen wir analog sämtliche Gehirnzellen der linken Gehirnhälfte mit den spiegelbildlich dazu liegenden der rechten Gehirnhälfte. Wenn das Gehirn ein neuronales Netz ist, dann bleibt es in jedem Zwischenzustand dieses Vorganges funktionstüchtig, und es gibt auch keinen Grund zu der Annahme, dass der visuelle Bewusstseinsinhalt sich dabei ändert.

Das erforderliche Mitschleifen sämtlicher Nervenverbindungen wird hier natürlich zu einem Problem. Entweder wir gehen von beliebig dünnen und verlängerbaren Nerven aus und nehmen eine ungeheure Knotenbildung in Kauf, oder wir lassen es zu, dass während des Vertauschens die betroffenen Nervenbahn vorübergehend gekappt, neu verlegt und anschließend wieder angeschlossen werden. Achtet man darauf, dass stets maximal eine Nervenbahn offen ist, so sind wohl kaum Konsequenzen für die wahrgenommene Händigkeit der Welt zu erwarten. Sicherheitshalber könnte man zuerst eine neue Nervenbahn verlegen und anschließen und dann erst die alte entfernen.

Das Spiegeln des restlichen Körpers mit stets funktionstüchtigen Zwischenzuständen ist schon problematischer, wie am Beispiel des Herzens leicht zu sehen ist. Wir können aber auf diesen letzten Schritt verzichten, da kein Grund zu erkennen ist, dass er für die wahrgenommene Händigkeit der Welt von Bedeutung ist. Oder wir führen ihn in einer tausendstel Sekunde durch, denn wir müssen hier nicht die für die Vergleichbarkeit der Bewusstseinsinhalte erforderliche Stetigkeit und Funktionstüchtigkeit einhalten.





Letzte Änderung 04.09.2002