Zum Überleben der Menschheit


Diskussion von Einwänden


Cäsars Einwand

  

Hätte Cäsar diese Überlegung angestellt, so hätte er eine Menschheit im Jahr 2000 mit Milliarden von Individuen für ziemlich unwahrscheinlich gehalten.


Entgegnung

  

Das ist völlig richtig. Cäsar und seine Zeitgenossen gehören zu den ersten 1-10 Milliarden Menschen und befinden sich daher ganz am Anfang der erwähnten Reihe von bisher ca. 100 Milliarden. Sie gehören damit zu den wenigen, deren Prognose deutlich von der Realität abweichen würde. Aber das liegt durchaus im Wesen von Wahrscheinlichkeitsaussagen. Unwahrscheinliches kann durchaus stattfinden aber eben nur in entsprechend seltenen Fällen.

So ist es ja auch kein Widerspruch, wenn ich die Wahrscheinlichkeit, nächstes Wochenende 6 Richtige im Lotto zu erzielen, für extrem gering halte nämlich ca. 1:14.000.000, andererseits bei einem Treffen aller Lottomillionäre Deutschlands durchaus Hunderte von Personen zusammen kommen würden. Der Verweis auf diese Menschansammlung erhöht leider meine Chancen auf einen Lottogewinn überhaupt nicht.

Da das Bevölkerungswachstum zu Cäsars Zeiten um ein Vielfaches geringer war als heute, wäre seine Prognose übrigens deutlich optimistischer ausgefallen als unsere.


Voraussetzungen ok?

  

Die Überlegung setzt die Existenz eines ersten und eines letzten Menschen voraus. Ist das nicht etwas fragwürdig?


Entgegnung

  

Das ist tatsächlich ein ernster Einwand. Er wird in dem Artikel in Nature seltsamerweise gar nicht diskutiert.

Welchen unserer Vorfahren lasse ich als ersten Menschen gelten? Angesichts einer eher kontinuierlichen Menschwerdung im Rahmen der Evolution enthält jede Antwort darauf mehr oder weniger Willkür. Um einen punktuellen Anfang der Menschheit zu umgehen, könnte man jedem unserer Vorfahren in der erwähnten Reihe einen Platz einräumen, dessen Größe dem Grad seines Menschseins entspricht. Als Gewichtung würde sich die Wahrscheinlichkeit anbieten, dass die Person mit der hiesigen Überlegung konfrontiert wird bzw. dass sie in der Lage ist, ihr zu folgen. Der Umstand, dass diese Regel für die Gewichtung auf naheliegende Weise mit der hiesigen Überlegung verknüpft wird, entkräftet vielleicht den Verdacht der Willkür, der auf anderen Regelungen lasten könnte. Auf alle Fälle ergäbe sich auf diese Weise eine Reihe mit endlicher Länge in die Vergangenheit.

Da die hiesige Überlegung ein intellektuelles Niveau erfordert, das vor einigen Tausend Jahren vielleicht nur selten gegeben war, fällt die Prognose für das Überleben der Menschheit damit übrigens eher noch pessimistischer aus.

Wird es einen letzten Menschen geben? Physiker vermuten schon länger dringend, dass die Materie, aus der wir bestehen, nicht beliebig haltbar ist, sondern nach etwa 1034 Jahren, der mutmaßlich Lebensdauer des Protons, zerfällt. Allerdings steht der experimentelle Beweis für diese These noch aus. In einem Artikel im Spektrum (1/2000, S. 52ff) wird festgestellt, dass ein unendliches Überleben der Menschheit an der Energieversorgung, die der Kosmos zur Verfügung stellt, scheitert. So haben z. B. Sterne wie unsere Sonne nur eine begrenzte Lebensdauer ebenso wie alle anderen potenziellen Energiequellen. Der Zeitpunkt, an dem auch die letzten Energiequellen versiegen, liegt danach zwar in unvorstellbarer ferner Zukunft, die These von einer unendlichen Menschheit ist damit jedoch nicht vereinbar.





Letzte Änderung 16.09.2001